Weltweit erste Pilotanlage Schachtkraftwerk an der Loisach / Großweil seit Februar 2020 am Netz

Als erste große Pilotanlage wurde in der Rauen Rampe der Loisach bei Großweil (Nähe Murnau, ca. 25 km nördlich von Garmisch-Partenkirchen) ein Schachtkraftwerk im Zweischachtdesign realisiert. Die Bedingungen sind ökologisch und technisch besonders herausfordernd, weil der Standort in einem FFH-Gebiet liegt (FFH: Flora-Fauna-Habitat; daher besonders hoher Fischschutzstatus) und starke Geschiebe- und Treibholzführung vorliegen.

Technische Daten:

  • Fallhöhe: 2,5 m
  • Kraftwerksabfluss: 22 m³/s (aufgeteilt auf 2 Schächte mit je 11 m³/s)
  • Leistung: 420 kW

Technische Ausstattung:

  • Doppelt regelbare Tauchturbinen der Firma Geppert
  • Kompletter Stahlwasser mit neu entwickelter Rechenreinigung Fa. Muhr

Erfolgreiche Inbetriebnahme und erste Bewährungsprobe:

Nach knapp zweijähriger Bauzeit konnte am 20. Februar 2020 die lang ersehnte Inbetriebnahme erfolgen. Die Erleichterung aller Beteiligten war deutlich zu spüren, weil nach hochwasserbedingten Fehlschlägen in 2019 nun beide Turbinen einschließlich der neu entwickelten Rechenreinigungsanlage (mit jeweils zwei Modulen) erfolgreich installiert und in Betrieb genommen werden konnten.

Die Erstinstallation der technischen Ausstattung waren deshalb besonders herausfordernd, da der Einbau nicht wie ursprünglich geplant mit einer abgesicherten Baugrube, sondern bereits im gefluteten Zustand durchgeführt werden musste und deshalb auch die neuartigen Dammtafelsysteme im Ober- und Unterwasser mit erschwerter Zugänglichkeit die Bewährungsprobe zu bestehen hatten.

Zusammenfassend lässt sich nun erfreulicherweise feststellen, dass im bisherigen Probebetrieb ein voll funktionsfähiges Kraftwerk zur Verfügung steht. Betriebliche Tests von Mitte Mai bestätigten außerdem die erwarteten bzw. erhofften hydraulischen und betrieblichen Eigenschaften des Zweischachtsystems.

Einer großen Bewährungsprobe ausgesetzt war die Kraftwerksanlage Mitte Juni (KW 24) 2020 mit einem Hochwasserereignis (Scheitelabfluss von 140 m³/s, ca. zweijähriges Hochwasser, HQ2). Trotz großer Treibholzfracht gab es lediglich einen kurzzeitigen Ausfall eines Drucksegmentes. Das Schachtkraftwerk blieb schadlos und der Kraftwerksbetrieb lief trotz permanenter Geschiebeführung störungsfrei.

Es ist beabsichtigt, im 4. Quartal 2020 die Betriebserfahrungen und Hochwasserabläufe zu dokumentieren und in verschiedenen Fachmagazinen zu veröffentlichen. Die Ergebnisse werden u. a. beim internationalen Fachkongress HYDRO 2020 in Straßburg (26.-28. Okt.) vorgetragen. Durch den Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie der Technischen Universität München wird voraussichtlich ab Mitte September ein umfangreiches fischökologisches Monitoring durchgeführt.

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